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Da stand sie. Ganz hinten im dunklen Keller und fristete seit Jahren ein zweckloses Dasein. Irgendwann einmal war sie von Bedeutung, wichtig gewesen und gepflegt geworden. Doch dann hatte die Zeit sie überholt. Sie war aus der Mode gekommen, zwar immer noch praktisch, aber nicht mehr schön genug. Vielen Menschen hatte sie gedient, ganz alten Menschen, die ihren Wert schätzten und Menschen, die Unterstützung brauchten. Der Glanz dieser vergangenen Tage war längst von ihr abgebröckelt. Mittlerweile war auch sie in die Jahre gekommen und brauchte selbst Hilfe, wenn sie an ihrem Schicksal etwas ändern wollte. Denn um sich aus diesem Leben einfach so sang- und klanglos zu verabschieden, war sie sich noch zu schade. Und uns auch! Was wie der Anfang einer rührigen Geschichte über eine ältere Dame klingt, die nochmal loszieht, um die Welt zu entdecken, ist in Wahrheit auch eine solche, nur mit dem winzigen Unterschied, dass es sich bei der alten Dame um eine Kommode handelt. Sie gehörte vor über 30 Jahren zur Zimmergrundausstattung der Seniorenwohnanlage. Nachdem immer mehr Seniorinnen und Senioren ihre eigenen Möbel mitgebracht hatten, zog sie in unsere Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung um und landete später irgendwann vergessen im Keller.

Die große Veränderung

Bis die 15 Männer und Frauen in unserer Tischlerei der ASB Werkstatt für Menschen mit Behinderung andere Kollegen gezielt nach alten Möbeln fragten, um ihnen ein zweites Leben zu schenken. Und hier, in Zeesen, beginnt ihre große Reise. In der voll ausgestatteten Holzwerkstatt hämmern, schleifen, sägen und kleben zwei Tischler gemeinsam mit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung Montag bis Freitag jeden Tag besondere Werkstücke zusammen. Das können kleine Oster- und Weihnachtsdekorationen sein, Nistkästen, Vogelfutterhäuser, Spielsachen aber auch große Montagehilfen und Transportkisten. Ihre Aufträge bekommen sie von privaten Kunden, großen Firmen aber auch innerhalb des ASB
Mittel-Brandenburg aus den anderen Niederlassungen. Ein Mitarbeiter bastelt gerade an einem großen Wurfspiel für das Sommerfest der Zeesener Werkstatt, während Gruppenleiter Mario Scholz eine Arbeitshilfe für einen neuen Auftrag der Montagewerkstatt konzipiert, damit das Endprodukt millimetergenau den Qualitätsansprüchen genügt. Sie allesamt sind Profis mit Sägemehl im Blut.

Alt ist nicht neu

„Ein Möbelstück aufzuarbeiten, ist aber oftmals eine völlig andere Herangehensweise“, weiß Gruppenleiter Stefan Wernicke. Gemeinsam mit seiner Frau arbeitet er in seiner Freizeit 60er Jahre Möbel um und verleiht alten Flohmarktfunden wieder neuen Charme. Insofern ist das Upcycling von Möbeln auch für das Team eine spannende Reise und die Chance, neue Kompetenzen zu entwickeln. „Jedes Möbelstück ist individuell und Sie müssen ganz genau überlegen, was Sie davon wegnehmen, was Sie ergänzen, welche Farben zum Einsatz kommen und welche Holzelemente welche Behandlung brauchen. Manche Lasuren haben sich über die Jahre bereits so tief in das Holz gefressen, dass Sie zu viel wegschleifen müssten, bis sich wieder eine schöne Holzmaserung zeigt. Da hilft manchmal einfach nur noch deckender Lack.“ Und so lernen alle, wie man am besten mit alten Schätzen umgeht. Der Vorteil ist, dass auch Fertigkeiten wieder eingesetzt und vermittelt werden, die durch die industrielle Fertigung zu einer Rarität geworden sind.

Die Kommode wird vorsichtig aufgebockt. Das Holz ist bereits angegriffen, ein Fuß fehlt, die anderen Füße sind fast morsch. Doch trotz dieser Alterserscheinungen ist das Team optimistisch. Sie haben bereits eine baugleiche Kommode aufgearbeitet und wissen daher, was getan werden muss. Kurzerhand werden Leisten, Füße und Deckplatte abmontiert und die Schubladen von ihren Messinggriffen befreit. Jetzt heißt es Schleifen, Spachteln, Schleifen und nochmal Schleifen und wieder Spachteln und Schleifen. Je nach Aufwand und Stelle muss mit der Hand gearbeitet werden oder kommt der große Exzenterschleifer zum Einsatz. Derweil werden die Füße vorbereitet. Anstelle der klobigen Kugeln soll ein leichtes skandinavisches Design der Kommode neue Eleganz verleihen. Dafür haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine schräg zulaufende Fußkonstruktion ausgedacht, die der Kommode neben der optischen Aufwertung auch eine praktikablere Höhe verleiht. Alle Kollegen arbeiten zusammen. Während Mario Scholz und Ronny Petzold die Füße zurecht sägen, bereiten Yvonne Paustiann und Marcel Heinitz den Korpus und die Schubladen für den neuen Farbanstrich vor.

Farblich folgt das Team den Kundenwünschen oder holt sich Rat von Kollegen mit einem Faible für Inneneinrichtung. Da die Kommode perfekt zu einem Kinderzimmer passt, erhält sie nun einen satten petrolfarbenen Anstrich, der mit einer weißen und grauen Lasur mehr Dynamik bekommt. Als besondere stilistische Applikation werden auf der Schublade handgefertigte Holzblumen angebracht. Doch welche Griffe sollte man für die Schubkästen nun nehmen? Die alten Messing-Beschläge wollen gar nicht mehr zum neuen Stil passen. „Wir konnten nichts Vorgefertigtes finden, das unseren Vorstellungen entsprach“, erinnert sich Mario Scholz an die erste Kommode. „Also warum nicht selber herstellen?“

Altes Handwerk

Das Drechslerhandwerk gehört zu den ältesten Gewerken der Erde. Bereits vor 3.500 Jahren wurden erste Schalen, Teller und Möbelfüße auf einer Weiterentwicklung des sogenannten Fidelbohrers gefertigt. Mittlerweile gehört das Drechseln zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands und wird nicht mehr auf einem Fidelbohrer, sondern auf einer Drehbank ausgeübt. Als Lars Behling den Holzklotz, aus dem der Griff für die Schublade gedrechselt werden soll, einspannt, leuchten seine Augen. Kurz darauf fliegen bereits die Späne. Immer wieder wird die Arbeit gestoppt und ausgemessen, wie viel Holz noch weggenommen werden muss. In diesen Pausen werden die verschiedenen Holzarten und ihr unterschiedliches Verhalten beim Drechseln diskutiert, welche Werkzeuge es auf dem Markt gibt und welches Backenfutter (zum Einspannen) besonders gut sei. Alle Kommodenteile sind gestrichen, die Füße und Blumen lasiert, die Griffe fertig gedrechselt. Passt alles? Fügen sich die Einzelteile auch optisch zu einem guten Ganzen, so, wie man es sich im Kopf ausgemalt hat? Ruhig aber angespannt werden alle Teile wieder zu einer Kommode verschraubt und mit etwas Abstand das fertige Ergebnis vom Team begutachtet und ausgewertet.

 

Die zweite Chance

Das alte Mauerblümchen im Bauernstil hat sich zu einem modernen Schmuckstück im angesagten nordischen Design gemausert. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Stolz schauen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Holzwerkstatt auf das Ergebnis von vielen, vielen Stunden Arbeit. Alle sind sich einig: Der Aufwand hat sich gelohnt.

Jetzt suchen wir für dieses Liebhaberstück ein neues Zuhause, in welchem es wieder gebraucht, genutzt, geschätzt und gepflegt wird. Denn Wegschmeißen und Neukaufen ist keine Kunst.

 

 

Weitere Schmuckstücke aus der Holzwerkstatt

Eine Holzkommode mit violetten Akzenten und Türen aus Glas. In ihr steht Geschirr.
Eine Kommode aus Holz mit violetten Akzenten steht zwischen zwei Pflanzen.
Eine Kommode aus Holz mit violetten Akzenten steht zwischen zwei Pflanzen.
Schöner wohnen

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Sie überlegen, Ihre Wohnung oder Ihren Garten mit einem unserer Schmuckstücke zu bereichern? Sie haben ein Möbelstück, das Sie aufgepimpt haben wollen? Oder suchen Sie nach einem Holzwurm, der Ihre Terasse oder den großen Esstisch für die ganze Familie auf Maß produziert? Dann schreiben Sie uns gerne!

    Wir lieben unseren Job, weil...

    „…ich seit meinem 5. Lebensjahr ein Holzwurm bin, Möbel baue und große Maschinen liebe.“

    Yvonne Paustiann
    seit 2007 beim ASB

    „…ich mit einem Team tolle kreative Projekte gestalten kann.“

    Stefan Wernicke
    seit 2023 in der Holzwerkstatt

    „…ich hier mein Wissen weitergeben und beobachten kann, wie die Menschen wachsen.“

    Mario Scholz
    seit 2000 beim ASB

    „…ich Holz liebe. Dieser Geruch von frischgesägtem Holz ist einfach nur herrlich.“

    Ronny Petzold
    seit 2006 im Team

    „…ich eine abwechslungsreiche Arbeit habe und immer wieder Neues lerne.“

    Marcel Heinitz
    seit 2017 im Team

    „…wir hier eine wirklich tolle Truppe sind.“

    Sascha Klawe
    seit 2000 im Team

    „…ich viele Freiheiten habe und wir im Kollegium viele Interessen teilen.“

    Lars Behling
    seit 2016 beim ASB MB