Im September begrüßte der ASB Mittel-Brandenburg abermals seine neuen diesjährigen Azubis und FSJler mit einem spannenden Programm am sogenannten Willkommenstag. Die Jugendlichen, darunter auch ich, Joan Friedrich (im Gruppenbild 4. von links), Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement in der zentralen Verwaltung, bekamen die Möglichkeit, zwei der Einrichtungen des ASB sowie sich untereinander kennenzulernen.
Stille, neugierige Blicke
Unser gemeinsamer Tag startete in der Zeesener Werkstatt mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Wir konnten, wenn auch anfangs sehr zögerlich, erste Dinge übereinander erfahren und uns einen ersten Eindruck über unsere zukünftigen Mitschüler und Kollegen machen. Frau Schneider, die Ausbildungsbeauftragte des ASB, und Frau Salzmann, Sachbearbeiterin im Bereich Ausbildung, brachten uns außerdem den ASB selbst, seine Geschichte und seine vielfältigen Arbeitsbereiche ein bisschen näher.
Das Wohnpflegezentrum Zeuthen – ein Zuhause voller Gemeinschaft
Kurz darauf holte uns ein Bus ab, der uns ins Wohnpflegezentrum nach Zeuthen brachte. Dort wurden wir von zwei FSJlerinnen aus der Gruppe durch das Pflegeheim geführt. Wir hatten sogar das Glück, ein Zimmer für die Senioren und dessen helle und moderne Einrichtung besichtigen zu können. Während einer kurzen Auswertung unterhielten wir uns über die Erkenntnis, dass das Wohnpflegezentrum und seine Einrichtung nicht dem entsprachen, was viele von uns für gewöhnlich aus Seniorenheimen kannten. Es war viel freundlicher, offener und gemütlicher eingerichtet und gab einem das Gefühl von einem richtigen Zuhause.
Wenn Jugendliche plötzlich alt sind
In einer der offenen Wohnküchen erwarteten uns daraufhin ein paar Gerätschaften, die uns das Gefühl des Älterwerdens näherbringen sollten. Darunter Brillen, die durch gezielte Blockierungen der Sicht altersbedingte Augenkrankheiten simulierten, oder zu große Haushaltshandschuhe, die den schwächelnden Tastsinn nachahmten, mit denen wir versuchten, eine Knopfleiste zuzuknöpfen oder einen Gürtel zu öffnen. Schon bald durften wir feststellen, dass das gar nicht so einfach war. Plötzlich wussten wir für uns ganz selbstverständliche Dinge viel mehr zu schätzen.
Jetzt kommt GERT!
Das Spannendste aber war der Alterssimulationsanzug „GERT“, der aus verschiedenen Teilen bestand, mit denen die Hürden eines alten Körpers nachgeahmt werden sollten. Darunter war beispielsweise eine Halskrause, Gewichte für Arme, Beine und dem Oberkörper oder eine Brille, die die Farben verfälschte und die Sicht verschlechterte. Nach anfänglicher Schüchternheit trauten sich schließlich doch zwei FSJlerinnen, den GERT-Anzug auszuprobieren. Nachdem dieser erfolgreich angelegt wurde, bekamen die beiden Freiwilligen Aufgaben, die für uns alltäglich und einfach erschienen, für ältere Menschen jedoch schon zur Herausforderung werden können. So sollten sie beispielsweise einen Bademantel überziehen oder ihre „Medikamente“ nach Farben sortiert zurechtlegen. Das Staunen war groß, als die Pille, die mit der Brille braun aussah, ohne Brille plötzlich doch rosa war oder der Bademantel auf der Hälfte des Arms klemmte, weil die Gelenke nicht mehr richtig funktionierten. Wir schauten gespannt zu und waren auch alle ein bisschen amüsiert über den Anblick der beiden Probanden – jedoch brachte uns auch dieses Experiment wieder neue und wichtige Erkenntnisse, die wir in einer anschließenden Auswertung besprachen. Wir waren uns einig, dass wir unsere Fähigkeit, alltägliche Aufgaben problemlos bewältigen zu können, als viel zu selbstverständlich ansehen. Deshalb sollten wir mehr Geduld und Verständnis gegenüber Seniorinnen und Senioren haben, für die selbst die kleinsten Aufgaben zur Herausforderung werden können.
Die Zeesener Werkstatt – wo Zusammenhalt großgeschrieben wird
Nach all den neuen Eindrücken holte uns der Bus wieder ab und fuhr uns zurück in die Zeesener Werkstatt. Dort erwartete uns eine kleine Stärkung zum Mittagessen aus der hauseigenen Küche und die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu schließen und sich über das bereits Erlebte auszutauschen. Nach der kurzen Pause wartete bereits Frau Gampe auf uns, die Leitung der beruflichen Rehabilitation, um uns eine Besichtigung der Zeesener Werkstatt zu ermöglichen. Die Zeesener Werkstatt bietet vielen Menschen mit und ohne Behinderung aus der Region einen Arbeitsplatz in ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen. In einigen dieser Arbeitsbereiche durften wir dank dieser Führung reinschnuppern, und die FSJler und Azubis der Einrichtung konnten bereits mit ihrem ersten Wissen glänzen. Wir besuchten beispielsweise die Holzwerkstatt und die Wäscherei, sowie den Montage-Bereich. Überall gab es interessante und neue Eindrücke und uns musterten neugierige Blicke. Einige Mitarbeiter mit und ohne Behinderung berichteten uns wissenswerte Informationen aus dem Alltag und den Aufgaben in der Werkstatt, und ein paar von ihnen zeigten uns auch stolz ihre Arbeiten und erzählten etwas dazu.
Liebes Ich 2025…
Nach der Führung durch die Werkstatt kamen wir alle ein letztes Mal zusammen und bekamen eine spannende Aufgabe. Wir durften einen Brief an uns in einem Jahr schreiben. Darin äußerten wir Wünsche und Fragen, Errungenschaften, auf die wir bereits jetzt stolz sind, und unsere Pläne und Ziele für das nächste Jahr. Nachdem wir einige Zeit bekommen hatten, um in uns zu gehen und die Fragen für uns persönlich zu beantworten, wurden die Briefe vertraulich verstaut. Wir wurden zum Ende mit Handcreme aus der Seifenabfüllung der Zeesener Werkstatt sowie einer kleinen Zuckertüte zum Start der Ausbildung oder des FSJs versorgt. Den Tag schlossen wir mit einer Feedback-Runde und einem gemeinsamen Gruppenfoto ab.

Fazit
Der Willkommenstag ist eine spannende Idee, um die Azubis und FSJler gegenseitig kennenlernen zu lassen. Auch die Einblicke in andere Einrichtungen als die eigene sind eine schöne Möglichkeit, die man sonst so schnell nicht bekommt. Für mich persönlich war es abwechslungsreich und interessant, ein paar der Einrichtungen und Namen, die ich sonst nur auf Papier oder auf dem Computer sehe, in echt zu sehen und zu realisieren, dass da mehr hinter steckt – ein sich durchziehender roter Faden und vor allem eine große und bewundernswerte Zusammenarbeit, die ich durch diesen Tag ein bisschen besser verstehen durfte.