"Die Leute reden wieder miteinander."
Es ist schon sehr viele Jahre her, als Horst Weigang für eine Kremserfahrt vom Demenzheim Ludwigsfelde gebucht wurde. Alle waren so begeistert davon, dass Einrichtungsleiterin Daniela Seidlitz Horst fragte, ob die Haflinger auch von den Bewohnern gestreichelt werden könnten. Da der pensionierte Schlosser auch noch kleine Shetland-Ponys zu Hause hatte, die auf Augenhöhe mit den Senioren und Seniorinnen im Rollstuhl sind, schlug er vor, doch mit diesen süßen Huftieren das Heim mal zu besuchen. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Jetzt fährt Horst mit seinen drei Ponys zweimal im Monat in die Stadt, um die Senioren und Seniorinnen des Demenzheimes und der Seniorenwohnanlage in Ludwigsfelde zu besuchen. Das Highlight des Monats wird groß zelebriert: Eimerweise werden Möhrchen geputzt und geschnibbelt und schon bevor die Ponys abgeladen sind, sammeln sich die Senioren und Seniorinnen vormittags auf der Terasse und warten gespannt darauf, dass die Gäste endlich ankommen. Auch die Ponys Paula, Pauline und Pedro sind aufgeregt: Denn sie dürfen sich frei zwischen den Senioren und Seniorinnen bewegen und bekommen Unmengen an Streicheleinheiten und Leckereien. Im Anschluss folgen Hausbesuche für diejenigen Bewohner und Bewohnerinnen, die das Bett nicht mehr verlassen können. Ab mittags genießen die Shetland-Ponys die Ruhe und Idylle in ihrem eigenen Gehege auf dem Heimgelände und wechseln von der Gruppentherapie in die Einzelbetreuung. Immer mal wieder kommt ein Bewohner oder eine Bewohnerin vorbei, die in der Küche noch ein Apfelstück gefunden hat oder einfach nur den Tieren zuschaut oder sie streichelt. Am späten Nachmittag holt Horst Weigang die Ponys wieder zu sich nach Hause.
„Wenn Sie die Leute sehen, das Strahlen in den Augen, die Gespräche, die endlich wieder stattfinden, das gibt mir ganz viel“, erklärt Horst seine Motivation für dieses Ehrenamt im hohen Alter. „Ich musste meine Mutter auch ins Heim geben, da ich berufstätig war und mich nicht so um sie kümmern konnte, wie sie es gebraucht hätte. Doch jeden Tag habe ich sie abgeholt und bin mit ihr zu den Haflingern und Ponys rausgefahren, habe ihre Taschen mit Leckereien vollgestopft und dann ist meine Mutter zu den Pferden und hat sie gefüttert. Das hat ihr so viel Freude gemacht. Selbst wenn die Pferde etwas zu sehr gedrängelt haben und meine Mutter sich nicht halten konnte, saß sie lachend auf dem Boden und hat eben von unten aus den Pferden die Mohrrüben und Äpfel zugesteckt.“ Vielleicht sind es genau diese Bilder im Gedächtnis, die bei jedem Besuch in unserem Heim wieder lebendig werden. Welche Bilder der Pferdeflüsterer wieder wachruft, wenn er mit seinem Wandertheater und den Pferden Unterhaltung und Freude in die Gemeinden bringt, oder ein einarmiges Mädchen auf den Wettkampf im Fahrsport mit Pferden vorbereitet, oder aber trotz immenser Unterhaltskosten Haflinger vor dem Abdecker rettet, wissen wir nicht. Doch wir alle sagen Danke! Vielen Dank Horst für dein tolles ehrenamtliches Engagement und die Freude, die du in unsere Heime bringst!