Jedes Jahr wieder um diese Zeit laufen kleine Kinderscharen durch die Straßen. Auf ihren Rücken bunte Schulranzen geschnallt, der Turnbeutel schlackert in der Hand hin und her und ganz aufgeregt unterhält man sich über die besten Pokémons oder Superhelden. Erstklässler erkennt man sofort. Die kleinen ABC-Schützen starteten jetzt im September ihre Schulkarriere. Doch das Lernen hat für sie bereits viel früher begonnen. Tatsächlich waren sie noch nicht einmal auf der Welt, als ihr Gehirn mit seiner Lernkurve anfing. Bereits ab der 32. Schwangerschaftswoche lassen sich Anzeichen von Lernprozessen beobachten – was nicht heißt, dass Lernen erst ab jetzt beginnt. So können die Föten zwischen Gerüchen, Sprachen und Stimmen unterscheiden und erkennen Geschichten wieder, die ihnen bereits im Mutterleib erzählt wurden. Unglaublich.
Der Super-Computer
Unser Gehirn ist tatsächlich ein außergewöhnliches Organ. Viele seiner wunderbaren Eigenschaften und Funktionen müssen wir uns noch erschließen und erforschen. Die Speicherleistung des Gehirns umfasst unglaubliche 2.500 Terabyte. Dass wir so selten an diese Speichergrenze geraten liegt unter anderem an unserem Kurzzeitgedächtnis. Es kann nur 7 +/- 2 Informationseinheiten pro Minute verarbeiten. Es ist wuasi der Arbeitsspeicher unseres Gehirnes. Dass wir in unserer reizüberfluteten Welt mit vielen Multi-Task-Anforderungen, trotz dieser übersichtlichen Leistung unseres Kurzzeitgedächtnisses, handlungsfähig bleiben, liegt an routinierten Prozessen und sogenannten Bias, kognitiven Verzerrungen, die Entscheidungsprozesse abkürzen.
Die Kunst und das eigentliche Lernen besteht darin, diese im Kurzzeitgedächtnis gespeicherten Informationen ins Langzeitgedächtnis zu überführen und dort zu behalten. Nur so erreichen wir Veränderungen unseres Verhaltens, Denkens oder Fühlens und können uns neuen Gegebenheiten anpassen. Bei diesem Wechsel des Speicherplatzes gehen uns leider ungefähr 90 Prozent der Informationen verloren. Ein herber Verlust.
Dass wir trotz dieser ernüchternden Erfolgsquote weiter neugierig bleiben und lernen liegt daran, dass unser Gehirn uns unter Drogen setzt. Ist das Lernen erfolgreich und wir meistern etwas, das wir zuvor noch nicht konnten, schüttet unser Gehirn Dopamin aus und belohnt uns für unsere Arbeit. Dopamin wird umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet. Lernen macht also glücklich. Und da das Gehirn sowohl sein eigener Dealer als auch sein bester Kunde ist, lernen wir täglich hinzu. Ob wir wollen oder nicht.
Richtig gelernt
Nun ist Lernen nicht gleich Lernen. Es gibt passives Lernen und aktives Lernen. Passives Lernen bedeutet, dass beispielsweise der Lehrer seinen Erstklässlern das Alphabet erklärt. Die Schülerinnen und Schüler hören bestenfalls zu oder lassen sich berieseln. Aktives Lernen dagegen ist, wenn die Schülerinnen und Schüler beispielsweise durch Schreibübungen das Alphabet verinnerlichen. Sie sind aktiv in den Lernprozess eingebunden, erarbeiten sich das Wissen selbst oder verfestigen durch Gespräche, Geschichten oder Fragen die zuvor passiv aufgenommenen Lerninhalte. Es war keine große Überraschung als Studien feststellten, dass aktives Lernen den meisten Erfolg hat.
Doch warum ist Lernen so wichtig? Evolutionsbiologisch gesehen sichert Lernen das Überleben der Spezies. So konnte der Mensch sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen und neue Fertigkeiten entwickeln, wie Jagdwaffen herstellen, zwischen Beute und Gefahr unterscheiden oder ganze Zivilisationen aufbauen. Wer sich anpasste, hatte die besseren Überlebenschancen. Da sich in unserer modernen Gesellschaft viele dinge sehr schnell verändern, hat das lebenslange Lernen nichts von seiner Bedeutung eingebüßt. Im Gegenteil – es ist noch wichtiger geworden.
Als ASB freuen wir uns, wenn wir Neues lernen dürfen oder unser Wissen anderen vermitteln können. Was wir dafür tun, um Gehirne mit Dopamin glücklich zu füttern, erfahren Sie in unserem Blog.