Die 10 größten Irrtümer über den Pflegeberuf
Rund um den Pflegeberuf kursieren immer wieder Mythen. Doch wenn man sich für eine Ausbildung oder eine berufliche Neuorientierung entscheidet, sollte man ganz genau wissen, worauf man sich einlässt. Denn idealerweise verbringt man in diesem Beruf sein ganzes Arbeitsleben. Wir haben die weitverbreitetsten Vorurteile einem Faktencheck unterzogen.
#1 Im Pflegeberuf wird man schlecht bezahlt.
Zugegebenermaßen gehörte man im Pflegeberuf früher nicht zu den TOP-Verdienern. Aus dieser Zeit stammt auch noch dieser Mythos. Doch das hat sich längst geändert. Tatsächlich gehört der Pflegeberuf zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen. Das fängt bereits im ersten Lehrjahr an. 2023 lag die durchschnittliche Ausbildungsvergütung bei 1.066 Euro brutto im Monat. Unsere Auszubildenden verdienen dagegen schon im ersten Ausbildungsjahr 1.360 Euro brutto plus Zulagen. Mit einem Einstiegsgehalt von 41.748 Euro Jahresbrutto lassen Pflegefachkräfte den Großteil an Ausbildungsberufen weit hinter sich. Ihre vielen Zulagen sind darin noch nicht berücksichtigt.
#2 Pflegekräfte putzen doch nur Pos.
Wer so etwas so abfällig sagt, musste selbst noch nie, weder einem Baby noch einem Erwachsenen, je den Hintern säubern. Das sind solche Sprüche, die in dieselbe Kategorie gehören wie „Das bisschen Haushalt…“ Punkt! Mal abgesehen davon könnte es von der Wahrheit kaum weiter weg sein. Vitalwerte werden überprüft, die medizinische Versorgung überwacht und gesichert, Medikamente und Infusionen vorbereitet und verabreicht, Insulin gespritzt, Blutzucker gemessen, Wunden versorgt, Pflegepläne geschrieben, psychosoziale Angebote umgesetzt, Gesundheit gefördert und ja, ab und an wird auch ein Po geputzt.
#3 Als Pflegekraft leistet man massive Überstunden, unbezahlt.
Überstunden kommen in den entspanntesten Jobs und bei den besten Arbeitgebern mal vor. Mancher freut sich darüber, da er mehr Geld ausgezahlt bekommt oder sein Arbeitszeitkonto füllt und sich so einen extra Tag Urlaub erarbeiten kann. Im Jahr 2023 haben 4,6 Millionen Beschäftigte in Deutschland mehr gearbeitet, als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart wurde. Das sind 12 Prozent der insgesamt 39,3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Doch wer leistet die meisten Überstunden? Am weitesten verbreitet ist die Mehrarbeit nicht in der Pflege, sondern in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie der Energieversorgung. Hier entstehen die meisten Überstunden. Beim ASB achten wir sehr darauf, dass Überstunden eine Ausnahme bleiben. Wer mag, lässt sich diese Mehrarbeit bezahlen oder bekommt dafür einen Freizeitausgleich. Unbezahlte Überstunden gibt es bei uns nicht.
#4 Pflege ist Fließbandarbeit.
Definitiv nicht! Autos und Handys lassen sich am Fließband produzieren, auch Pizzas lassen sich so belegen. Das ist effektiv und hält die Produktionskosten gering. Doch Pflegekräfte arbeiten am Menschen und nicht an einer Maschine. Jeder Tag ist anders, jeder Mensch ist anders und auch der Pflegebedarf kann sich jeden Tag ändern. Der Gesetzgeber achtet sehr darauf, dass auf der Station oder im Altersheim pro Pflegekraft nur eine bestimmte Anzahl an Senioren betreut werden und überprüft die Einhaltung dieser Bestimmung regelmäßig. Ebenfalls werden die Pflegequalität und die individuelle Versorgungssituation geprüft. Wer also am liebsten stupide nach Schema F arbeiten möchte: Sicherlich erholt sich irgendwann die Automobilbranche und stellt wieder neue Arbeiter ein. Wir wünschen viel Glück.
#5 Der Pflegeberuf ist eine Sackgasse ohne Perspektive.
Wie wäre es mit einer Zusatzqualifikation als Praxisanleiter, Schmerzmanagement, Qualitätsmanagement, Pflegedienstleitung, Notfallschulung, in der Beatmungspflege, als Wundmanager, gerontopsychiatrische Fachkraft oder ein aufbauendes Pflegestudium? Der Pflegeberuf bietet viele Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und die Karriereleiter bis hoch ins Management aufzusteigen. Kaum ein anderer Ausbildungsberuf bietet so viele Chancen.
#6 In der Pflege sind Rückenprobleme vorprogrammiert.
Mit knapp 20 Prozent gehören Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates zu den zweithäufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit. Im Klartext: Rücken und Knie zwingen viele Menschen in die Frührente. Doch insbesondere Menschen mit einem Schreibtischjob klagen häufig über Rücken- und Nackenbeschwerden. Tatsächlich gehören Menschen in Gesundheitsberufen zu denjenigen Arbeitnehmern mit den geringsten Krankschreibungen aufgrund von Rückenschmerzen oder Rückenerkrankungen. Sie leisten zwar deutlich mehr körperliche Arbeit als ein Finanzbeamter, aber wir schulen unsere Mitarbeiter regelmäßig darin, körperschonend zu arbeiten und verhindern mit Assistenzhilfen wie speziellen Liftern körperliche Überanstrengung.
#7 Der Pflegeberuf ist wenig angesehen.
Im Gegenteil: Das Ansehen des Pflegeberufes nimmt stetig zu. Bereits vor der Coronapandemie gehörte der Pflegeberuf zu den geachtetsten Berufen. Nur der Arzt kam noch darüber. 2024 mussten die Ärzte ihren Spitzenplatz sogar räumen. Der Arztberuf gehört zwar mit zu den systemrelevanten Berufen, die durch Corona nochmal eine besondere Wertschätzung erfahren haben, aber über ihm stehen mittlerweile die Pflegekräfte. Neben der grundsätzlichen Wertschätzung, die es wohl schon immer für Pflegekräfte gab, zeigte Corona, wie wichtig Menschen sind, die in der Pflege arbeiten. Zudem sind immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen oder von einem Pflegefall in der Familie betroffen. Viele Leute erleben daher ganz direkt, wie wichtig dieser Beruf ist.
#8 Der Pflegeberuf ist nur was für Frauen.
Selbstverständlich nicht. Nach und nach entfernt sich die Gesellschaft von dem Rollenbild, dass Frauen soziale Berufe ausüben und Männern der Bereich Technik und Finanzen gehöre. Doch weil es lange genau diese Überzeugungen gab, sind im Pflegeberuf mehrheitlich Frauen beschäftigt. Doch das ändert sich. Der Anteil an Männern im Pflegeberuf steigt stetig. 2023 waren 18 Prozent aller Pflegekräfte Männer. Mit steigender Tendenz. Denn immer mehr Männer entscheiden sich für eine Ausbildung im Pflegebereich. 2019 starteten über 70.000 Menschen ihre Ausbildung in der Pflege. Ein Viertel davon waren Männer.
#9 Pflegeberuf und Familienleben sind nicht miteinander vereinbar.
Leider haben wir keine Statistik gefunden die untersucht, inwieweit Pflegekräfte aufgrund ihrer Arbeit ein anderes Privatleben haben oder eben nicht. Unsere vielen „ASB-Babys“ unserer Kollegen legen die Vermutung nahe, dass der ASB nicht nur sehr fruchtbar ist, sondern der Pflegeberuf kein Hindernis für Freizeit und Familie darstellt. Wir tun dafür sehr viel, dass das auch so bleibt. So haben wir spezielle Elternschichten, damit die Kinder in die Kita/Schule gebracht und abgeholt werden können, wir bieten Wunschdienste, individuelle Arbeitszeitmodelle, Wunschfrei, Freizeitausgleiche, extra Urlaubstage für Mitarbeiter im Schicht- und Nachtdienst… Und jedes neu geborene Baby wird natürlich liebevoll und individuell in der ASB-Familie willkommen geheißen.
#10 Niemand will mehr in der Pflege arbeiten…
… und deswegen arbeiten hauptsächlich Migranten in der Pflege. In der Realität arbeiten jedes Jahr sogar noch mehr Menschen in der Pflege. So stieg der Anteil an Pflegekräften von 1,56 Millionen in 2018 auf 1,69 Millionen in 2023. Das sind 130.000 Personen mehr, die sich als Pflegehelfer, Pflegefachkraft oder in anderer Spezialisierung für pflegebedürftige Menschen hauptamtlich einsetzen. Auch die Zahl an jungen Menschen, die sich für eine Pflegeausbildung entscheiden, ist wieder gestiegen. Natürlich arbeiten auch in Pflegeheimen oder im ambulanten Pflegedienst Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind. Beim ASB arbeiten über 22 verschiedene Nationalitäten als Team zusammen. Das funktioniert gut und bereichert unsere Arbeit. Deutschlandweit liegt der Ausländer-Anteil in Pflegeberufen bei 15 Prozent. Damit liegt die Pflegebranche genau im Durchschnitt. Im Bau- und Tourismusgewerbe ist der Anteil doppelt so hoch. Angeführt wird die Statistik u.a. von der Lebensmittelindustrie.
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